2

 

Renata konnte gar nicht schnell genug aus dieser Lagerhalle herauskommen. Ihr Magen war in Aufruhr, auf Stirn und Nacken brach ihr kalter Schweiß aus. Sie lechzte nach der frischen Nachtluft, als wäre sie kurz vor dem Ersticken, aber sie behielt ihren gleichmäßigen, entschlossenen Schritt bei.

Einzig ihre zu Fäusten geballten Hände ließen erkennen, dass sie alles andere als ruhig und gesammelt war.

So war es immer bei ihr - das waren die üblichen Nachwirkungen, wenn sie sich ihrer übersinnlichen, lähmenden Macht bediente.

Als sie endlich allein draußen in der Gasse war, nahm sie hastig ein paar tiefe Atemzüge. Der Sauerstoff kühlte ihre brennende Kehle, aber das war auch alles, was sie tun konnte, um sich nicht vor Schmerzen zu krümmen, die ihr jetzt wie eine feurige Flut durch die Glieder schossen, bis in ihr tiefstes Inneres hinein.

„Verdammt“, murmelte sie in die leere Dunkelheit und wiegte sich ein wenig auf ihren hohen Absätzen. Sie atmete noch ein paarmal tief ein, starrte auf den schwarzen Asphalt unter ihren Füßen und konzentrierte sich einfach nur darauf, nicht ohnmächtig zu werden.

Hinter ihr ertönte aus der Lagerhalle das rasche, schwere Schlurfen von gestiefelten Füßen. Bei dem Geräusch hob sie ruckartig den Kopf und zwang sich zu einem Ausdruck kühler Gleichmut auf ihrem erhitzten, angespannten Gesicht.

 „Seid vorsichtig bei ihm“, sagte sie und sah auf den schlafenden Körper des riesigen, halb bewusstlosen Mannes hinunter, den sie außer Gefecht gesetzt hatte und den nun die vier Wachen, ihre Kollegen, aus der Halle schleppten wie erlegtes Wild. „Wo sind seine Waffen?“

Beinahe ohne Vorwarnung kam ein schwarzer Lederbeutel auf sie zugeflogen, geworfen von Alexej, dem Anführer der heutigen Einsatztruppe. Das hämische Grinsen in seinem schmalen Gesicht, als der schwere Lederbeutel, der voller Metall war, gegen ihre Brust krachte, entging ihr nicht. Der heftige Aufprall fühlte sich an, als bohrten sich tausend Nägel in ihre empfindliche Haut und Muskeln, aber sie fing den Beutel ohne den geringsten Schmerzenslaut auf und hängte sich den langen Lederriemen über die Schulter.

Aber Lex wusste es. Er kannte ihre Schwächen und sorgte dafür, dass sie das nie vergaß.

Im Gegensatz zu ihr waren Alex und ihre anderen Begleiter Vampire - Stammesvampire, jeder von ihnen. So wie auch ihr Gefangener einer sein musste, dachte Renata.

Das hatte sie schon gespürt, als sie ihn vorhin im Club gesehen hatte, und ihr Verdacht hatte sich schon dadurch bestätigt, dass sie fähig war, ihn mithilfe ihrer mentalen Kräfte unschädlich zu machen. Ihre übernatürliche Gabe war beeindruckend, hatte aber auch ihre Grenzen. Sie funktionierte nur bei Stammesvampiren; den einfacheren menschlichen Gehirnzellen konnte der Hochfrequenzstrahl, den sie nur durch einen kurzen Augenblick der Konzentration mental aussenden konnte, nichts anhaben.

Sie selbst war ein Mensch, wenn auch von Geburt an ein wenig anders als das übliche Standartmodell Homo sapiens.

Für Lex und seine Spezies war sie eine Stammesgefährtin, eine der wenigen Menschenfrauen, die von Geburt an nicht nur einzigartige übersinnliche Fähigkeiten besaßen, sondern sich auch, was noch seltener war, mit dem Stamm fortpflanzen konnten. Das Trinken von Stammesblut verstärkte ihre Fähigkeiten sogar noch und verlieh den Frauen Langlebigkeit. Eine Stammesgefährtin konnte Hunderte von Jahren alt werden, wenn sie regelmäßig Nahrung aus den Venen eines Vampirs zu sich nahm.

Bis vor zwei Jahren hatte Renata keine Ahnung gehabt, warum sie so anders war als alle anderen Menschen, die sie kannte, oder wohin sie eigentlich gehörte. Aber nachdem sie Sergej Jakut über den Weg gelaufen war, wusste sie schnell Bescheid. Er war der Grund dafür, dass sie, Lex und die anderen heute Nacht Wache standen und in der Stadt patrouillierten, auf der Suche nach dem Mann, der nach dem öffentlichkeitsscheuen Jakut herumgefragt hatte.

Dieser Stammesvampir, den Renata im Jazzclub entdeckt hatte, war die ganze Nacht über bei seinen Nachforschungen so unvorsichtig vorgegangen, dass sie sich fragen musste, ob er Sergej Jakut absichtlich dazu bringen wollte, von selbst zu ihm zu kommen. Wenn das der Fall war, musste der Typ entweder ein Idiot oder lebensmüde sein oder beides. Die Antwort auf diese Frage würde sie schon sehr bald haben.

Renata zog ihr Handy heraus, klappte es auf und drückte die Kurzwahltaste der ersten abgespeicherten Nummer.

„Wir haben einen“, verkündete sie, als die Verbindung zustande kam. Sie gab ihren Standort an, dann klappte sie das Handy wieder zu und steckte es ein. Mit einem Blick dorthin, wo Alexej und die anderen Wachen mit ihrem bewusstlosen Gefangenen stehen geblieben waren, sagte sie: „Der Wagen ist unterwegs. Sollte in etwa zwanzig Minuten hier sein.“

 „Lasst diesen Sack voller Scheiße fallen“, befahl Lex seinen Männern. Sie lockerten ihren Griff, und der Körper des Vampirs fiel mit einem schweren Rums auf den Asphalt.

Mit in die Hüften gestemmten Händen, die seine Pistolenholster und ein riesiges Jagdmesser, das in einer Scheide an seinem Gürtel steckte, förmlich einrahmten, sah Lex auf das bewusstlose Gesicht des Vampirs zu seinen Füßen hinunter. Er sog die Luft mit einem scharfen, geringschätzigen Atemzug ein, dann spuckte er aus und verfehlte dabei nur knapp den messerscharfen Wangenknochen unter ihm. Die schaumige weiße Speichelschliere landete mit einem nassen Platschen auf dem dunklen Asphalt, keinen Zentimeter von dem blonden Kopf des Mannes entfernt.

Als Alexej wieder aufsah, lag ein hartes Glitzern in seinen dunklen Augen. „Vielleicht sollten wir ihn töten.“

Einer der anderen Wächter lachte leise, aber Renata wusste, dass Lex keine Witze machte. „Sergejs Befehl war, ihn reinzubringen.“

Alexej stieß ein spöttisches Schnauben aus. „Damit seine Feinde wieder eine Chance haben, sich seinen Kopf zu holen?“

„Wir wissen nicht, ob dieser Mann etwas mit dem Anschlag zu tun hatte.“

„Können wir da so sicher sein?“ Alexej drehte sich um und starrte Renata ungerührt an. „Von jetzt an traue ich niemandem mehr. Man sollte doch meinen, du würdest Sergejs Sicherheit genauso wenig aufs Spiel setzen wollen wie ich.“

„Ich führe Befehle aus“, erwiderte sie. „Sergej hat uns aufgetragen, jeden zu finden, der sich in der Stadt nach ihm erkundigt, und ihn zum Verhör zu bringen. Das werde ich auch tun.“

Lex‘ Augen unter seinen scharfen, dunklen Brauen wurden schmal. „Na gut“, sagte er, doch seine Stimme war zu ruhig, zu gleichmütig. „Du hast Recht, Renata. Wir haben unsere Befehle. Wir werden ihn abliefern, wie du sagst.

Aber was machen wir, solange wir hier draußen auf den Wagen warten?“

Renata starrte ihn an und fragte sich, worauf er hinauswollte. Lex schlenderte um den bewusstlosen Stammesvampir herum und trat ihn mit dem Stiefel prüfend in die ungeschützten Rippen. Keine Reaktion. Nur der Brustkorb des Mannes hob und senkte sich weiter schwach bei jedem Atemzug.

Alexej kräuselte die Lippen zu einem höhnischen Grinsen, als er den anderen Männern mit dem Kinn ein Zeichen gab.

„Meine Stiefel sind dreckig. Vielleicht macht dieser nutzlose Müllhaufen sie mir sauber, während wir warten, was?“

Als seine Gefährten aufmunternd glucksten, hob Lex einen Fuß und ließ ihn über dem reglosen Gesicht des Gefangenen schweben.

„Lex …“, setzte Renata an, wohl wissend, dass er sowieso nicht auf sie hören würde, wenn sie versuchte, ihn davon abzuhalten. Aber genau in diesem Moment fiel ihr an dem blonden Mann dort am Boden etwas Seltsames auf. Er atmete flach und gleichmäßig, seiner Glieder waren reglos, aber sein Gesicht … er hielt zu still, auch wenn er bewusstlos war. Und das war er nicht.

Im nächsten Sekundenbruchteil war es Renata ganz klar: Der Mann war hellwach. Hellwach und sich völlig bewusst darüber, was um ihn herum vorging.

 Oh, Himmel noch mal.

Jetzt kicherte Alexej leise und ließ sein Bein sinken, senkte seine dicke Stiefelsohle auf das Gesicht des Mannes.

„Lex, warte! Er ist nicht …“

Nichts, was sie hätte sagen können, hätte irgendetwas an dem Chaos geändert, das nun um sie herum ausbrach.

Lex war noch mitten in der Bewegung, als der Mann die Hände hochriss, ihn am Knöchel packte wie eine Schraubzwinge und diesen ruckartig verdrehte. Schon flog Lex von ihm herunter und heulte schmerzerfüllt auf, als er zu Boden fiel. Keine Sekunde war vergangen, als sich der Mann so kraftvoll und geschmeidig auf die Füße gerollt hatte, wie Renata es noch bei keinem anderen Kämpfer gesehen hatte.

Und verdammte Scheiße - er hatte Lex‘ Pistole.

Renata ließ den sperrigen Ledersack fallen und griff hastig nach ihrer eigenen Waffe, einer 45er, die sie verdeckt in einem Schulterholster trug. Nach der geistigen Anstrengung von vorhin waren ihre Finger immer noch träge, und einer der anderen Wächter reagierte, bevor sie ihre Waffe ziehen konnte. Er ballerte eine hastige Salve ab und verfehlte sein Ziel um ganze fünfzehn Zentimeter.

Und schneller, als sie alle folgen konnten, erwiderte der eben noch Gefangene das Feuer und jagte dem Wächter eine Kugel direkt in die Stirn. Einer von Sergej Jakuts handverlesenen, altgedienten Bodyguards sank leblos auf dem Asphalt zusammen.

 Oh, Herr im Himmel, dachte Renata in wachsender Sorge, als die Situation zusehends außer Kontrolle geriet. Hatte Alexej womöglich recht gehabt? War dieser Stammesvampir derselbe Auftragskiller, der schon früher versucht hatte, zuzuschlagen?

„Wer ist der Nächste?“, fragte er, einen Fuß in Lex‘ Lendenwirbelsäule gerammt, während er die Waffe kühl zwischen den anderen beiden Wächtern und Renata hin und her schwenkte. „Was, jetzt traut sich plötzlich keiner mehr?“

 „Bringt den Hurensohn um!“ brüllte Lex und wand sich wie ein gefangenes Insekt unter dem schweren Stiefel, der ihn zu Boden gedrückt hielt. Seine Wange an den Asphalt gequetscht, die Fangzähne vor Wut ausgefahren, blitzte Lex Renata und seine Männer wütend an. „Blast ihm doch das Hirn raus, gottverdammt!“

Noch bevor Alexej den Befehl ganz aussprechen konnte, wurde er wieder auf die Füße gerissen. Er schrie auf, als sein Gewicht auf seinem verletzten Knöchel lastete. Als ihm der Lauf seiner eigenen Waffe hinters Ohr gedrückt wurde, wurden seine bernsteinfarbenen Augen von nackter Panik erfüllt. Sein Bezwinger dagegen war so ruhig und unbewegt, wie man nur sein konnte.

 Oh heilige Muttergottes!

 Mit wem hatten sie es nur zu tun?

„Ihr habt ihn gehört“, sagte der Mann, der Lex überwältigt hatte. Seine Stimme war tief und gelassen, sein Blick durchdringend, sogar im Dunkeln. Er starte Renata an. „Na los doch, wenn einer von euch die Eier dazu hat. Aber wenn ihr lieber nicht wollte, dass ich sein Hirn an dieser Hauswand verspritze, schlage ich vor, ihr lasst die Waffen fallen. Schön ruhig auf den Boden legen.“

Neben sich in der Gasse registrierte Renata das leise Grunzen und Schniefen der Stammesvampire. Jeder für sich war körperlich viel stärker als sie selbst; zusammen konnten sie Lex‘ Angreifer vielleicht überwältigen. Jedoch schien keiner von ihnen Lust zu haben, das herauszufinden.

Ein leises metallisches Klicken ertönte, als eine Waffe vorsichtig auf den Asphalt gelegt wurde. Nun blieb ihr nur noch ein Wächter als Rückendeckung. Eine Sekunde später legte auch er seine Waffe nieder. Beide Vampire zogen sich langsam ein paar Schritte zurück, gaben sich wachsam schweigend geschlagen.

Und nun stand Renata dieser unerwarteten Gefahr allein gegenüber.

Das war auch ihm klar. Mit gebleckten Zähnen war er ihr die Andeutung eines Lächelns zu. Die Spitzen seiner Fangzähne begannen auszufahren. Das zeigte nur allzu deutlich, dass er stinksauer war, ebenso wie das bernsteinfarbene Licht, das seine Augen erfüllte, während er begann, die typischen Züge der Stammesvampire anzunehmen. Sein Lächeln wurde so breit, dass sich unter seinen rasiermesserscharfen Wangenknochen Grübchen bildeten. „Sieht so aus, als wären jetzt nur noch wir beide übrig, Schätzchen. Meine Bitte wird nicht höflicher werden, wenn du mich noch länger warten lässt. Leg deine verdammte Waffe hin, oder ich mach ihn alle.“

Renata überdachte kurz ihre Möglichkeiten - die wenigen, die ihr in diesem Augenblick noch blieben. Ihr Körper war immer noch so roh wie ein freiliegender Nerv, die Nachwirkungen der geistigen Kraftanstrengung quälten sie immer noch, warfen sie fast um. Sie konnte einen erneuten Angriff auf seine Sinne versuchen, aber sie wusste, dass ihre Reserven dafür schon nicht mehr ausreichen würden. Selbst wenn sie all ihre Kräfte zusammennahm, wäre ihr Angriff nicht stark genug, um ihn noch einmal außer Gefecht zu setzen. Und wenn sie sich erst einmal so verausgabt hatte, konnte sie niemandem mehr nutzen.

Die andere Möglichkeit war ähnlich riskant.

Normalerweise war sie ein erstklassiger Schütze, mit schnellen Reflexen, eine treffsichere Scharfschützin, aber auf diese Fähigkeiten konnte sie nicht zählen, wenn der größte Teil ihrer Konzentration völlig davon in Anspruch genommen wurde, einfach nur ihre Glieder und Finger zum Funktionieren zu bringen. Was sie auch tat, momentan standen ihre Chancen recht gering. dass Alexej heil aus dieser Sache herauskam. Zur Hölle, die Chancen, dass sie oder die anderen heil hier rauskamen, lagen praktisch bei Null.

Dieser Stammesvampir hatte alle Trümpfe in der Hand, und der Ausdruck in seinen Augen, als er sie beobachtete und darauf wartete, dass sie über ihr weiteres Schicksal entschied, zeigte nur zu deutlich, dass er sich in seiner Machtposition äußerst wohlfühlte. Er hatte Renata, Lex und den Rest von ihnen genau dort, wo er sie haben wollte.

Aber verdammt nochmal, sie würde sich nicht kampflos ergeben.

Renata holte Luft, um sich zu sammeln, dann zog sie ihre Waffe aus dem Schulterholster und richtete sie auf ihn. Ein wilder Schmerz durchfuhr ihre Arme vor lauter Anstrengung, sie auszustrecken und ruhig zu halten, aber Renata kümmerte sich einen Dreck darum, schob den Schmerz beiseite.

Sie entsicherte die Waffe. „Lass ihn los. Jetzt.“

Die Mündung von Lex‘ Waffe blieb, wo sie war, fest hinter sein rechtes Ohr gerammt. „Du denkst doch nicht im Ernst, dass wir hier verhandeln? Waffe fallen lassen. Sofort.“

Er stand Renata genau in der Schusslinie, aber Lex stand in seiner. Und sein klarer Vorteil war seine übermenschliche Schnelligkeit. Er würde ihrer Kugel sicher ausweichen können, sobald er sie auf sich zukommen sah.

Und selbst wenn sie in Bestform war, würde es einen Sekundenbruchteil dauern, bis sich die nächste Kugel in die Kammer schob. Jede Menge Gelegenheit für ihn, selbst das Feuer zu eröffnen, ob er Lex nun zuerst erschoss oder erst nachdem er sie ausgeschaltet hatte. In nur einer Sekunde hätte er sie alle voll Blei gepumpt. Dieser Mann war ein Stammesvampir; mit seinem beschleunigen Stoffwechsel und den außergewöhnlichen Wundheilungskräften hatte er eine gute Chance, eine Schusswunde zu überleben, aber sie?

Sie sah dem sicheren Tod ins Auge.

 „Hast du ein Problem mit mir persönlich, oder ist er es, den du heute Nacht tot sehen willst? Vielleicht hasst du einfach alles mit einem Schwanz dran, ist es das?“

Obwohl sie ihn fest im Visier hatte, war sein Tonfall lässig, als spielte er nur mit ihr. Als nähme er sie überhaupt nicht ernst. Der arrogante Scheißkerl. Sie antwortete nicht, sondern spannte nur den Hahn der Waffe und legte ihren Zeigefinger leicht auf den Abzug.

„Lass ihn gehen. Wir wollen keinen Ärger mit dir.“

„Bisschen zu spät dafür, meinst du nicht? Ihr seid gerade dabei, Riesenärger zu kriegen.“

Renata verzog keine Miene. Sie wagte nicht einmal zu blinzeln, aus Angst, dass dieser Mann das als Schwäche interpretieren und entsprechend reagieren würde.

Jetzt zitterte Lex heftig, sein Gesicht war schweißüberströmt. „Renata“, keuchte er, aber sie war sich nicht sicher, was er ihr damit sagen wollte. Dass sie sich ergeben oder dass sie den Treffer ihres Lebens landen sollte? „Renata … verdammt noch mal …“

Sie zielte weiter unbeirrt auf Alexejs Bezwinger, ihre Ellbogen durchgedrückt, die Waffe fest in beiden Händen.

Eine leichte Sommerbrise erhob sich, und der weiche Luftzug schnitt über ihre hochempfindliche Haut wie Glasscherben. In der Ferne konnte sie das Knallen des Feuerwerks vom großen Finale des Festivals am Wochenende hören, die gedämpften Explosionen vibrierten wie Donner in ihren schmerzenden Knochen. Verkehr rauschte auf der Straße vor der Gasse vorbei, Bremsen kreischten, Motoren stießen eine Übelkeit erregende Mischung von Abgasdämpfen, erhitztem Gummi und verranntem Öl aus.

 „Wie lange willst du das noch hinziehen, Schätzchen?

Weißt du, Geduld ist nicht meine Stärke.“ Sein Tonfall war beiläufig, aber die Drohung hätte nicht deutlicher sein können. Er spannte den Hahn seiner Waffe, bereit, die Nacht zu ihrem blutigen Ende zu bringen. „Gib mir einen guten Grund, warum ich diesem Arschloch nicht das Hirn voller Blei pumpen soll.“

„Weil er mein Sohn ist.“ Die tiefe Männerstimme kam aus halber Höhe der düsteren Gasse. Keinerlei Emotion schwang in diesen Worten mit, aber sie klangen bedrohlich und wurden mit einem starken Akzent gesprochen - dem kalten kehligen Tonfall von Sergej Jakuts sibirischer Heimat.

Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
titlepage.xhtml
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_000.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_001.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_002.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_003.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_004.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_005.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_006.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_007.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_008.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_009.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_010.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_011.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_012.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_013.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_014.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_015.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_016.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_017.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_018.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_019.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_020.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_021.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_022.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_023.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_024.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_025.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_026.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_027.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_028.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_029.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_030.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_031.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_032.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_033.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_034.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_035.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_036.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_037.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_038.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_039.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_040.htm
Midnight Breed 05 - Gefahrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11_split_041.htm